Orientierung an den Inhalten oder an der Literarizität von Texten? Zielen auf eine subjektorientierte Persönlichkeits oder auf eine gegenstandsorientierte literarische Bildung? Dies sind gut ausgetretene, gleichwohl schematische und unproduktive Zielkonflikte für den Umgang mit literarischen Texten. Im engeren Sinne bedeutet Inhaltsorientierung die Rekonstruktion des literarischen Textweltmodells; im weiteren die Ausrichtung auf für die Leser:innen bedeutsame Handlungen und Themen. Als solches ist Inhaltsorientierung für das Verständnis bzw. für eine relevante Rezeptionserfahrung eine notwendige Bedingung - aber keine hinreichende. Für die Übersteigung von bloßem 'Inhaltismus' und 'Subjektivismus' mit einzuspeisen wären selektive und gezielte Erschließungen von Sprache, Form, Ästhetik und Kontext - nicht formal und material als literarischer Bildungszusatz, sondern funktional und integral für inhaltlich orientierte Verstehens- und Deutungsprozesse. Eine derart 'literarische Inhaltsorientierung' (sozusagen höherer Ordnung) lässt sich auch als Bedingung der Möglichkeit persönlichkeitsbildender Wirkungen sehen.
Referenten: Prof. Dr. Klaus Maiwald (Augsburg)
Ansprechpartner: Dr. Martina von Heynitz, Prof. Dr. Michael Steinmetz, steinmetz[at]ph-weingarten.de