Politische Partizipation an Hochschulen ist ein zentraler Bestandteil demokratischer Prozesse im akademischen Umfeld. Sie ermöglicht es Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden, aktiv an der Gestaltung und Entwicklung ihrer Institutionen teilzuhaben. Doch wie gelingt Politische Partizipation trotz bürokratischer Hürden, mangelnder Transparenz und eingeschränkter Mitbestimmungsmöglichkeiten? Dieser Frage widmete sich die Tagung „Politische Partizipation an Hochschulen“, die am 30. September und 1. Oktober an der PH Weingarten stattfand und von Aline Steger (PH Weingarten) und Simon Weiser (Ludwig-Maximilians-Universität München) im Rahmen ihres Promotionsstipendiums bei der Hans-Böckler-Stiftung organisiert wurde.
Die Tagung bot ein abwechslungsreiches Programm und Raum für Erfahrungsaustausch. Ein Highlight zu Beginn der Tagung war das World-Café, bei dem die Teilnehmenden in Kleingruppen direkt in die inhaltliche Diskussion einstiegen und ihr Verständnis von Politischer Partizipation diskutieren konnten. Neben zwei einführenden Keynotes von Andreas Keller (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und Sigrun Nickel (Centrum für Hochschulentwicklung) gab es verschiedene Vortragssessions, in denen Forschungsergebnisse und -projekte zur politischen Partizipation vorgestellt und diskutiert wurden. Abgerundet wurde das Programm durch einen Workshop zu Räumen für Partizipation, angeleitet von Amelie Schönhaar (Universität Hohenheim), in dem die Teilnehmenden ihre eigenen biografischen Partizipationsverläufe beleuchteten, Gemeinsamkeiten identifizierten und reflektierten.
Teilgenommen haben rund 35 Personen aus ganz Deutschland, die verschiedenen Statusgruppen, darunter Studierende, Promovierende, wissenschaftliche Mitarbeitende, Personen aus dem akademischen Mittelbau, Professor, genauso wie Gewerkschaftler*innen, vertraten. Vertreten waren neben zahlreichen Hochschulstandorten auch verschiedene Disziplinen (Soziale Arbeit, Pädagogik, Physik, Soziologie, etc.), was zu einem breiten Spektrum an Perspektiven führte. Die interdisziplinäre Ausrichtung förderte den Austausch zwischen Teilnehmenden mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen. Die Tagung bot eine wichtige Plattform, um statusübergreifend über Herausforderungen und Potenziale der politischen Partizipation an Hochschulen zu diskutieren, sich zu vernetzen und darüber hinaus Impulse für den eigenen Arbeitsbereich mitzunehmen.
Während der Tagung wurde deutlich, dass zwar viele Potenziale für politische Partizipation an Hochschulen vorhanden sind, jedoch auch Handlungsbedarf besteht, um diese Potenziale besser zu nutzen. Studierende und Akademische Mitarbeiter*innen nehmen als „Organisationsmitglieder auf Zeit“ im Vergleich zu Verwaltungsmitgliedern und dem Hochschulmanagement eine besondere Rolle ein. So werden Partizipationsangebote beispielsweise aus Gründen fehlender Identifikation mit der eigenen Organisation oder fehlender Selbstwirksamkeit nicht angenommen. Auch marginalisierte Gruppen haben z.T. durch Mehrfachdiskriminierungen weniger Möglichkeiten Hochschule politisch mitzugestalten. Die Diskussion zeigte, dass es entscheidend ist, Räume für Partizipation zu schaffen, in denen sich alle Hochschulangehörigen gleichermaßen zugehörig fühlen und sich einbringen können. Wichtige Ansatzpunkte sind der Abbau von Hürden für die Mitbestimmung, die Schaffung transparenter und inklusiver Entscheidungsstrukturen sowie die Förderung eines stärkeren Dialogs zwischen den verschiedenen Statusgruppen.
Die Tagung wurde durch die finanzielle Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung ermöglicht und in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten und der GEW durchgeführt.
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Text: Aline Steger