Etwa 300Besucher aus nah und fern drängten sich im Schlossbau der Pädagogischen Hochschule. Immer wieder pausierten sie vor Werken, die dort zu sehen waren, bestaunten die vielfältigen Exponate und suchten das Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern. Einen Abend lang war die Hochschule auf dem Martinsberg zur großen Kunstgalerie geworden: 28 Studierende des Faches Kunst präsentierten dort ihre Abschlussarbeiten, die in ihrer künstlerischen Vielfalt die zahlreichen Gäste begeisterten.
„So viele Besucher und so viele Ausstellende hatten wir noch nie“, freute sich Professor Dr. Martin Oswald, Kunstprofessor der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH), als die Sitzplätze im großen Festsaal für die feierliche Ausstellungseröffnung mit musikalischer Umrahmung kaum ausreichten und einige der Gäste stehen mussten. „Wir PH-Kunstlehrenden durften die Arbeiten bewerten, was nicht einfach war. Was uns nun besonders freut: alle 28 haben bestanden“, berichtete Oswald. Über zwei Etagen hinweg hätten die Studierenden eine Ausstellung aufgebaut, wie sie in dieser Größenordnung im Schlossbau noch nicht zu sehen gewesen sei. „Wenn Sie diese Ausstellung anschauen, wissen Sie, was Kunst in ihrer ganzen Vielfalt bedeutet“, so der Kunstprofessor. Alle von ihm namentlich genannten Kunststudierenden erhielten großen Applaus.
Gleichwohl gab Oswald zu bedenken, dass die PH keine Kunstakademie sei. Die in der Ausstellung gezeigten Werke seien Ergebnisse aus Seminaren oder zu Exkursionen, in denen die angehenden Lehrkräfte unterschiedliche Verfahrenstechniken, die Vielfalt an Materialien sowie verschiedene Sichtweisen von Kunst kennengelernt und angewandt hätten. Ziel im Fach Kunst – das als eines der wenigen PH-Fächer keine rückläufigen Studierendenzahlen verzeichne – sei es, die angehenden Lehrkräfte darin zu befähigen, ihren Sinn und ihre Begeisterung für Kunst im Unterricht weiterzugeben, mit den Schülerinnen und Schülern über Kunst zu sprechen, sie für Kunst empfänglich zu machen und zu begeistern. Oswald: „Kunst ist mehr als Beschäftigung. Sie ist ein vielfältiges Feld und ein Medium, das Brücken zu den Menschen schlägt.“ Die Studierenden seien mit Ideenreichtum, Experimentierfreude und Kreativität die gestellten Aufgaben angegangen und hätten eigene Impulse gesetzt.
Zum ersten Mal wurde im Rahmen der studentischen Kunstausstellung ein besonderer Preis vergeben: Rebecca Lammert-Dalmau erhielt für ihr persönliches Ausstellungskonzept und für die hohe Qualität ihrer Werke eine Auszeichnung und damit verbunden die Möglichkeit einer Einzelausstellung in der Galerie Weingarten. Mitte Oktober soll diese eröffnet werden.
Auf Anregung des neu berufenen Kunstprofessors Dr. Christian Römmelt haben die Studierenden erstmals auch eigene Statements verfasst, was Kunst für sie persönlich bedeutet, diese auf Postkarten mit einem ihrer Werke gedruckt und in der Ausstellung ausgelegt. Ihre gehaltvollen persönlichen Statements spiegelten die Vielfalt künstlerischen Schaffens. „Zu bunt? Gibt es bei mir nicht. Farben machen (mich) glücklich, lösen Emotionen aus“, war da zu lesen. Kunst bedeute „Loslassen, sich einfach seiner Intuition hingeben, ausprobieren, den Prozess genießen, Spaß haben“, so ein anderes Statement, oder auch: „Meine Kunst vereint Weiblichkeit und Leichtigkeit in einer ätherischen Komposition.“ „Die Kunst hilft mir, Emotionen zu verarbeiten und in stressigen Phasen zur Ruhe zu kommen“, verriet eine Studierende und eine weitere beschrieb Kunst als „ein Portal, das neue Begegnungen schafft“. „Ich möchte durch einen ungefilterten und aufmerksamen Blick genau das darstellen, was für viele ungeachtet bleibt“, so das Statement eines Kunststudenten – um nur einige zu nennen.
Die Auswahl der gezeigten Werke – darunter Malereien, Plastiken, Papier-, Ton-, Gips-, Sand-, Draht- und Holzarbeiten, mit verschiedenen Druckverfahren erstellte Objekte, Zeichnungen, Fotografien, Porträt-Serien und Comics, Kippbilder, Linoldrucke, künstlerische Arrangements, Stoff- und Sitzkreationen, Lichteffekt- und Schattenspiele, Videos und vieles mehr – hatten die Studierenden selbst getroffen. In allen ihren Arbeiten aus dem zwei- und dreidimensionalen Bereich, ihren analogen und digitalen Werken spiegelten sich ihre künstlerische Vielfalt, ihr Ideenreichtum und ihre Kreativität wider.
Viele der Werke im Schlossbau sind noch bis Ende der Semesterferien im Oktober im Schlossbau zu sehen.
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Text und Fotos: Barbara Müller