Schon beim Betreten des Schlosshofes wird deutlich, dass sich hier alles um die Kunst dreht. Auf Staffeleien stehen großformatige Leinwände und die Gemälde des Workshops „Abstraktion“ nehmen langsam Gestalt an. „Ich möchte mit meinem Bild das Gefühl von Freiheit und der Freude am Tanz rüberbringen“, erklärt Anna-Sophie Miller. Noch skizziert sie ihr Motiv mit dem Bleistift, aber von den Farben hat sie bereits eine Vorstellung. „Ich möchte einen schwarzen Hintergrund und dann mit Pink und Grün arbeiten.“ Aber das könne sich im Laufe des Prozesses noch verändern, so die junge Künstlerin. Neben ihr arbeite Ilona Szente, die aus Ungarn extra zum Kunstcamp angereist ist. Die eindrucksvolle Augenpartie auf der Leinwand zeigt, dass sie nicht zum ersten Mal mit Farbe und Pinsel tätig ist.
Kunst-Studierende entwickeln Konzept
Inspiriert und angeleitet werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Kunst-Studierenden der PH Weingarten. „Für sie ist es die erste Möglichkeit mit Jugendlichen über einen längeren Zeitraum hinweg frei zusammenzuarbeiten“, berichtet Christopher Oravec, Kunstpädagoge und Lehrbeauftragter der PH Weingarten im Fach Kunst. Er hat von Professor Martin Oswald die Leitung des Kunstcamps übernommen und wird dabei vom bewährten Organisationsteam mit Valentin Oswald und Theresa Gauß sowie Jördis Böhm vom Landkreises Ravensburg unterstützt. Im Vorfeld des Kunstcamps hat Oravec mit den Studierenden während des Sommersemesters das Konzept und die Workshops entwickelt. „Die Woche auf Schloss Achberg ist jetzt die Kür und die öffentliche Vernissage der vielfältigen Kunstobjekte der Abschluss.“
Im historischen Gemäuer des Schlosses sind die Teilnehmenden des Workshops „Stop Motion“ vertieft in den Prozess vom Bild zum eigenen Film. Lukas Rath, Steffi Herzler und ihre Schwester Sarah haben eine nach vorne offene Holzkiste mit gesammeltem Moos und Farn ausgekleidet. Ihre Idee: Im Dorf leben bunte Plüschtierchen, die einem unscheinbaren Stein jeweils etwas von ihrem bunten Fell abgeben. „So wird der Außenseiter in die Gemeinschaft integriert“, erläutert Steffi Herzler und macht eine erste Aufnahme von der Fantasielandschaft in der Kiste.
Vielfalt an Materialien plus professionelle Meinung
Von der Collage zum Kino-Poster heißt es im Workshop „Character Design“. „In der Gruppe können alle schon sehr gut zeichnen. Nun sei die Herausforderung, die Figur auf das Format von 70 auf 100 Zentimeter zu bringen, erläutert Workshopleiterin Rebecca Lammert-Dalman. Joey-Madeline Laub ist die Übertragung ihrer Skizze, einer jungen Frau mit Gitarre, schon gelungen. „Mir gefällt am Kunstcamp die Vielfalt an Materialien und dass man sich so viele professionelle Meinungen einholen kann“, sagt sie. Auch das Zusammensein mit so vielen Kunstinteressierten sei für sie ein Gewinn.
Im Keller des Schlosses befindet sich der ideale Raum für den Workshop „Licht und Schatten“, in dem die Teilnehmenden als gemeinsames Projekt ein Figurenfarbspiel mit Hilfe filigraner Skulpturen entwickeln. „Dabei geht es nicht um die Skulpturen selbst, sondern um ihre Schatten, die mit Hilfe von drei Projektoren mit unterschiedlichen Farben entstehen“, erklärt Helene Oberdorfer, die den Workshop zusammen mit anderen Kunststudierenden leitet. Eine Skyline aus Pappe, ein Baum aus ausgemusterten Kabeln und eine Seilbahn aus einer alten Messingleiste sind als Teil des Gesamtbilds bereits entstanden.
Landschaft und Emotionen im Kopf
Die eigenen Gedanken zum Leben erwecken die Teilnehmenden des Workshops „Der kreative Kopf“. Jeder hat einen dreidimensionalen Kopf aus Spanplatten mit der eigenen Silhouette vor sich und gestaltet in vier Abteilungen ein kleines Kunstwerk zu den Themen Landschaft, Emotion, Hobby und einem frei wählbaren Bereich. „Ich finde die plastische Gestaltung interessanter, als nur zu malen“, sagt Maren Thaler zur Wahl dieses Workshops. Ihre Landschaft im Kopf hat sie bereits mit einem Wasserfall aus blauen Perlen, grün besprühten Wattebäumen und Drahtelementen angelegt.
Das Schloss Achberg sei für das Kunstcamp der ideale Rahmen, sagt Christopher Oravec. „Hier fühlt man sich gleich angesprochen, künstlerisch tätig zu werden.“ Die Natur rundherum lade zu Miniexkursionen ein und auch dazu, im Freien zu arbeiten. Auch die Vielfalt der Workshop-Räume für Arbeiten aller Art sei ausgezeichnet. Nicht zuletzt passe die Rundumversorgung durch das Team des Schlosscafés und die Atmosphäre im Zeltcamp auf der Wiese in unmittelbarer Nähe zum Schloss.
Text: Claudia Wörner