„So viele Besucher hatten wir noch nie“, freute sich Professor Dr. Martin Oswald, Kunstprofessor der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH), als sich in der letzten Juliwoche schon vor Ausstellungsbeginn die Gänge im Schlossbau füllten. Junge und ältere Gäste – darunter Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde und Mitstudierende – kamen, um sich künstlerische Abschlussarbeiten von Studierenden des Faches Kunst anzuschauen. „Ich habe schon frühere studentische Kunstausstellungen besucht. Die waren alle prima, aber diese hier toppt in ihrer Vielfalt alles“, meinte ein Besucher anerkennend.
„Wir hatten auch noch nie so viele Ausstellende“, sagte Professor Oswald in seiner Begrüßung. Jede der von ihm namentlich genannten 21 Kunststudentinnen erhielt großen Applaus. „Wenn Sie diese Ausstellung anschauen, wissen Sie, was Kunst in ihrer ganzen Vielfalt bedeutet“, betonte der Kunstprofessor. Gleichwohl gab er zu bedenken, dass die PH keine Kunstakademie sei. Die in der Ausstellung gezeigten Werke seien Ergebnisse aus oder zu Seminaren, in denen die angehenden Lehrkräfte unterschiedliche Verfahrenstechniken, die Vielfalt an Materialien sowie verschiedene Sichtweisen von Kunst kennengelernt und angewandt hätten. Ziel aller Lehrenden im Fach Kunst sei es, die angehenden Lehrkräfte darin zu befähigen, ihre Begeisterung für Kunst im Unterricht weiterzugeben sowie die Schüler in den nicht selten sehr heterogenen Klassen für Kunst empfänglich zu machen und zu begeistern. „Ich bin überzeugt, Sie schaffen das“, lobte er das Engagement der Studierenden, die mit Ideenreichtum, Experimentierfreude und Kreativität die Aufgabenstellungen angegangen seien und eigene Impulse gesetzt hätten. Annemarie Schmitt und Chiara Schlosser als Vertreterinnen der Fachschaft Kunst bedankten sich mit Geschenk und Blumenstrauß bei Professor Oswald und Kunstprofessorin Dr. Margarete Dieck für deren anhaltende Motivation, Impulsgebung, Wissens- und Erfahrungsweitergabe sowie große Unterstützung für die Kunststudierenden.
Die Auswahl der gezeigten Werke – darunter Malereien, Plastiken, Papier-, Wachs- und Tonarbeiten, mit verschiedenen Druckverfahren erstellte Objekte, Mosaiken, Zeichnungen, Fotografien – hatten die Studierenden selbst getroffen. In ihren Arbeiten aus dem zwei- und dreidimensionalen Bereich, den analogen und digitalen Werken spiegelte sich ihre künstlerische Vielfalt, ihr Ideenreichtum und ihre Kreativität wider.
Da gab es Skulpturen aus Wachs, Stacheldraht, Gips, Faden und Papier oder auch einen Strukturen-Würfel, den die Ausstellungsbesucher berühren und ihre damit verbundenen Empfindungen aufschreiben konnten. Bei einer gemalten Serie mit 30 Schuhen, welche die Künstlerin an 30 aufeinanderfolgenden Tagen getragen hatte, galt es, gewisse damit verbundene Ereignisse zu erahnen. Eine Malerei-Collage symbolisierte ausdrucksstark den „Digital Overflow“. Eine Fotoserie spielte mit den Schattenbildern von zwei Vögeln aus Glas, eine andere thematisierte mit Gebäude- und Fassadenfotos Strukturen der Moderne. Besondere Aufmerksamkeit zog eine fotografische Auseinandersetzung mit dem Wesen des Teppichs und seiner Lebensumstände auf sich. „Mit Füßen getreten, nach dem Kauf wenig beachtet und geschätzt, bekleckert, bekrümelt, mit dem Teppichklopfer ausgeklopft und verdroschen – wie muss sich ein solcher Teppich fühlen?“ stand neben dem künstlerischen Teppich-Arrangement zu lesen. Die beiden mit Batterien betriebenen Spülbürstenroboter, die mit Acrlylfarben Farbspuren einer Beziehung zwischen Mann und Frau auf Papier brachten, wurden ebenso bestaunt wie das mit Tinte auf Folie digital erstellte und aus neun verschiedenen Ebenen bestehende transparente Bild, das die Dynamik eines Schlagzeugers zeigte. Bewundert wurde auch ein mit Schablonen im Cyanotypie-Verfahren bedrucktes T-Shirt, dessen Färbungen sich laut Begleittext durch Sonneneinstrahlung ergeben hatten.
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Text und Fotos: Barbara Müller