Frauen sind in Deutschland hervorragend ausgebildet. Sie machen häufiger Abitur als Männer, sie studieren öfter und sie verfassen fast die Hälfte aller Doktorarbeiten. Danach gehen sie dem Wissenschaftssystem jedoch oftmals verloren, das heißt, der Anteil von Frauen insbesondere in Führungspositionen entspricht nicht dem Anteil gut qualifizierter Frauen. Genau hier setzt das Professorinnenprogramm von Bund und Ländern an. „Es verknüpft die Anschubfinanzierung einer mit einer Frau besetzten Professur mit strukturellen Veränderungen an der Hochschule“, erläutert Prof. Dr. Marieluise Kliegel, Gleichstellungsbeauftragte an der PH Weingarten. Gelinge die Berufung einer Frau, könnten zusätzliche Maßnahmen zur Chancengleichheit von Frauen und Männern gefördert werden.
Ziel des Förderprogramms ist es, die Anzahl der Professorinnen in Richtung Parität dynamisch zu erhöhen, Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Lebenszeitprofessur zu fördern und in der Wissenschaft zu halten sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern an den Hochschulen strukturell noch stärker zu verankern. Dabei gehe es nicht ausschließlich darum, Frauen nach vorne zu bringen, betont Prof. Dr. Kliegel. „Für die Gesellschaft ist es wichtig, dass sich die Vielfalt auch in der Wissenschaft abbildet.“ In diesem Sinne sei das Professorinnenprogramm ein Gewinn für die Gesellschaft insgesamt. Außerdem stärke es nachhaltig den notwendigen Struktur- und Kulturwandel hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen. Diese fließe auch in die Ausbildung künftiger Lehrkräfte und somit in die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen ein und könne dadurch einen großen gesellschaftlichen Nutzen transportieren, ergänzt Sarah Zwerger.
An der PH Weingarten sind 43 Prozent der Professoren weiblich
Die PH Weingarten konnte ihren Professorinnenanteil zwischen 2017 und 2022 kontinuierlich von 34 auf 43 Prozent steigern und liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 24,7 Prozent (Wert von 2018). „Aktuell sind damit bei uns 17 von 40 Professuren mit Frauen besetzt“, informiert Gleichstellungsreferentin Sarah Zwerger. Der Frauenanteil der abgeschlossenen Promotionen sei an der PH mit 83 Prozent konstant hoch. „Dies spiegelt sich nicht im Anteil der Professorinnen wieder.“
Finanzierung weiterer Gleichstellungsmaßnahmen möglich
Durch die Teilnahme am Professorinnenprogramm kann die PH 50 Prozent der Kosten, die mit der Berufung und Finanzierung einer neuen Professorin verbunden sind für Gleichstellungsmaßnahmen verwenden. Bereits jetzt beteiligen sich die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Referentin an der Besetzung aller akademischen Stellen, fördern qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und sorgen für die Verankerung von Genderthemen in Lehre und Forschung. „Zu den weiteren Gleichstellungsmaßnahmen gehören unter anderem der Ausbau des geschlechtergerechten Berufungsmanagements und die aktive Rekrutierung hochqualifizierter Professorinnen sowie der Aufbau eines Qualitätsmanagements der Gleichstellungsarbeit“, berichtet Sarah Zwerger. Geplant sei zum Beispiel eine Befragung von Professorinnen, wie sie in ihrer Karriere gefördert und unterstützt werden können. Neben einer besseren familiengerechten Ausstattung hat die PH schon jetzt die Bedarfe pflegender Angehöriger stärker in den Blick genommen.
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Text und Foto: Claudia Wörner