Es ist heiß und die Sonne brennt vom Himmel, aber das kann die Begeisterung und den Kunsteifer nicht mindern: 35 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren machen in den Sommerferien Schloss Achberg wieder zu ihrer Kunstoase. Sie nehmen am Kunstcamp 2022 teil – einem Angebot der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) und des Landkreises Ravensburg.
Die fünf Workshops des innovativen Kunstprojekts, das vor mehr als 15 Jahren von PH-Kunstprofessor Dr. Martin Oswald ins Leben gerufen wurde, finden auch in diesem Jahr großes Interesse. Die Jugendlichen kommen aus der ganzen Region, sogar aus Norddeutschland und der Schweiz sind welche angereist. „Wir haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die seit den Anfängen mit dabei sind. Deren persönliche und künstlerische Entwicklung über die Jahre hinweg zu beobachten, ist äußerst reizvoll“, sagt Christopher Oravec, Kunstpädagoge und Lehrbeauftragter der PH Weingarten im Fach Kunst. Er hat von Professor Oswald die Leitung des Kunstcamps übernommen und wird dabei von einem bewährten Organisationsteam mit Valentin Oswald und Theresa Gauß sowie Jördis Böhm, wissenschaftliche Volontärin Kunst | Kultur des Landkreises Ravensburg, unterstützt.
PH-Kunst-Studierende haben im Sommersemester im Rahmen eines auf das Kunstcamp hinführenden Begleitseminars die Themen und Workshops erarbeitet sowie das Programm vorbereitet. Sie kümmern sich auch um die Materialbeschaffung und künstlerische Begleitung. „In drei Workshops leiten sechs Studentinnen in Zweierteams die Jugendlichen an“, berichtet Oravec. Für den Malerei-Workshop „Farbe im Klang“ habe man über Professor Oswald die brasilianische Malerin Heloisa Correa aus Berlin gewinnen können. Den Fotografie-Workshop leite wieder Profi-Fotograf Jakob Fahlbusch.
Die fünf Workshops spannen einen künstlerischen Bogen von der Leinwand-Malerei und kreativer Fotografie über plastisches Arbeiten mit Schrott und Schatten bis hin zu Graffiti und Druckgrafik. „Ich hätte nie gedacht, mit welchen Techniken sich Farbigkeit neu entdecken lässt“, schwärmt eine Teilnehmerin des Workshops mit der brasilianischen Künstlerin. Unter Anleitung von Heloisa Correa experimentieren die Kunstjuniorinnen mit Acryl auf Leinwand und komponieren Farbigkeit in abstrakten Formen. Gleich im Raum nebenan bei „Fotografie total“ lernen die Teilnehmenden unter der Anleitung von Fotograf Jakob Fahlbusch nicht nur, kreativ zu fotografieren, sie erhalten auch wichtige Tipps für die digitale Bildbearbeitung. „Ich sehe schon, da muss ich meinen Instagram-Auftritt gründlich überarbeiten“, lacht ein junger Nachwuchsfotograf.
Nicht weit davon entfernt wird gehämmert, geklebt, gedrahtet und vieles mehr. Im Workshop „Shadow Art“ entstehen aus Schrott sowie kleinen und großen Gegenständen Plastiken, die im Licht eines Scheinwerfers oder einer Taschenlampe faszinierende Schatten werfen und beispielsweise Tiergestalten und Menschenköpfe an die Wand zaubern. „Ich hätte nie für möglich gehalten, welche Schattenbilder ein eher unscheinbares Gebilde werfen kann“, staunt eine junge Teilnehmerin und macht sich wieder an ihre Arbeit. Um optische Illusionen geht es auch in dem Graffiti-Workshop im Freien. Gesprüht wird auf Folien, die auf Keilrahmen oder zwischen Bäumen gespannt sind. Am Rand des Zeltlagers, wo die Jugendlichen nächtigen, sind so schon neue Welten entstanden. Auch ein Graffiti mit dem Wort Kunstcamp stellt das Können der jungen Sprayerinnen und Sprayer unter Beweis.
„Wir machen kreativ Druck“, freuen sich die Teilnehmenden des Druckgrafik-Workshops. Sie lernen den Hochdruck und das Verfahren der verlorenen Platte kennen und gestalten kreativ-bunte Karten- und Druckwerke. „Angefangen haben wir mit Stempeldruck – mit Naturmaterialen, die wir draußen gefunden haben“, berichten sie begeistert.
Die Atmosphäre auf Schloss Achberg und die Stimmung könnten nicht besser sein. Die Räume der historischen Burganlage sind angenehm kühl und bieten Platz für die unterschiedlichen Kunstaktivitäten. Doch nicht nur das vielseitige künstlerische Schaffen begeistert die jungen Kunstcamper. Auch das gesellige Beisammensein an den Abenden im Zeltlager kommt bestens an. „Wir haben schon eine Kunstcamp-Olympiade mit Spielen gemacht, Stockbrot gebacken, Marshmallows geröstet und vieles mehr“, erzählen sie begeistert. Nicht zuletzt auch die gute Verpflegung wissen sie zu schätzen: Sibylle Bezold vom Schlosscafé verwöhnt die Jugendlichen an allen Tagen mit leckeren, aus regionalen Zutaten frisch gekochten Speisen. „Hier passt alles zusammen – Kunst-Workshops, Verpflegung, Schloss und Freizeit“, so die einhellige Meinung. Das KunstCamp gebe viele Impulse und das gemeinsame künstlerische Arbeiten mache „einfach Spaß“.
In einer öffentlichen Vernissage werden die vielfältigen Kunstobjekte zum Abschluss präsentiert. „Da sehen wir auch, was die anderen in ihren Workshops so alles gemacht haben“, freuen sich die jungen Kunstcamper.
----------------------
Text und Fotos: Barbara Müller