Weingarten – Wie vielfältig Kunst sein kann und welche Botschaften künstlerisches Schaffen transportieren kann, zeigen acht Kunststudentinnen der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) bei einer Ausstellung im Schlossbau auf dem Martinsberg. Sie haben 40 ganz unterschiedliche Werke ausgewählt, die bei den Besuchern der Eröffnung Bewunderung fanden. Die Werke sind Ergebnisse aus Seminaren oder Exkursionen im Fach Kunst, in denen die angehenden Lehrkräfte die Vielfalt an Materialien sowie verschiedene Verfahrenstechniken und Sichtweisen von Kunst kennengelernt und angewandt haben.
Da gibt es „blühende Farben“, geschaffen mit Acryl und Ölkreide, „entfesselte Dynamik“ mit Filz auf Leinwand, Stempeldrucke mit Streichholz, Wasserflasche, Kartoffel und Luftpolsterfolie, Vernetzungen durch Nägel und Faden auf Holz, „Weitsicht“-Landschaften“ und lebendig wirkende Tierporträts – mit Acrylfarben auf Leinwand gebannt –, Drahtfiguren sowie Fotoreihen und -collagen, die Familiengeschichten erzählen, und vieles mehr. „Eine solche Vielfalt in einer einzigen Ausstellung findest du selten“, lobte ein Besucher. Beeindruckend fand er, „wie die Studierenden in vielen Werken und mit wenigen Worten auch ausdrucksstarke gesellschaftspolitische Botschaften transportieren“.
„Mehr Quatsch, weniger Quark“ oder „Butterbrot statt Bullshit“ steht auf großen Plakaten zu lesen, die auch als originelle kleine Sticker an Besucher verteilt wurden. Eine fotografische Digitalcollage „Kollektive Stimme“ forderte „Nazi raus“ und „Vielfalt statt Einfalt“. Gleich daneben konfrontiert ein Siebdruck mit vielen erhobenen Mittelfingern den Betrachter mit der Botschaft „Fuck off“. Meist länger stehen bleiben die Besucher vor den großflächigen Kohlezeichnungen auf Mixed Media Papier, von denen eines die Französin Gisèle Pelicot zeigte, die im Jahr 2024 im Strafprozess gegen ihren geschiedenen Ehemann und 50 weitere Täter internationale Bekanntheit erlangte. Auch die Kohlezeichnungen zu Schwangerschaft und Geburt eines Kindes mit dem Titel „A Body, no longer her own“ finden große Beachtung. Und nicht zuletzt ziehen die in stilvollen Bilderrahmen präsentierten handkolorierten Radierungen, Bleistiftzeichnungen, Acryl- und Aquarell-Malereien mit den griechischen Göttinnen Hekate und Selene, König Midas von Phrygien oder König Ödipus von Theben, der japanischen Hannya-Maske oder Yin und Yang die Ausstellungsbesucher in ihren Bann. Vielfach bewundert wird zudem die Skulptur „Meeresblüte“ aus Draht, Gips und Modelliermasse, die warmes Licht verbreitet.
„Es sind wieder schlüssige Werke entstanden, die gezielt eine Auseinandersetzung suchen“, freut sich PH-Professor Dr. Martin Oswald und dankte seinen Kollegen, die wie er im Fach Kunst lehren, für deren Expertise und Engagement. Die studentischen Werke verkörperten Ideenreichtum, Experimentierfreude und Kreativität und sie zeigten, dass Kunst ein Medium sei, das jenseits des Schaffensalltags Brücken zu Menschen bauen könne, sagte Oswald. Gleichwohl gab er zu bedenken, dass die PH keine Kunstakademie sei. Ziel im Fach Kunst sei es, die angehenden Lehrkräfte darin zu befähigen, ihr künstlerisches Handeln in den Schulalltag zu übersetzen und ihre Begeisterung für Kunst an die Schülerinnen und Schüler weiterzugeben. „Ihr Job ist nicht so leicht“, wandte sich Oswald an die künftigen Kunstlehrerinnen und verwies auf vermehrt heterogen zusammengesetzte Klassen. „Aber Sie sind bestens dafür gerüstet.“
Die Ausstellung im ersten Stock des Schlossbaus auf dem Martinsberg ist noch bis Ende Februar zu sehen.
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Text und Fotos: Barbara Müller
Foto (Gruppe):Die acht ausstellenden Kunststudentinnen mit den Lehrenden der PH Weingarten im Fach Kunst – hinten von links: Professor Dr. Christian Römmelt, Professor Dr. Martin Oswald, Dr. Katja Helpensteller (Akademische Rätin) und ganz rechts Mina Ton (akademische Mitarbeiterin).