Arash Malek kommt zum vereinbarten Treffen in die Cafeteria der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH). Schon von weitem lacht er und begrüßt sein Gegenüber offen und herzlich. Sein Deutsch ist nahezu fehlerfrei, auch wenn er die Sprache erst hier in Deutschland gelernt hat. Lediglich sein Akzent und die Tatsache, dass er manchmal ein Wort überlegen muss, zeigen, dass Deutsch für ihn eine Fremdsprache ist. Der sympathische Mathematiklehrer stammt aus dem Iran und ist 2013 mit seiner Frau und seinem Sohn von dort geflüchtet. Nach Umwegen über Köln, Bielefeld und Karlsruhe ist die Familie in Oberschwaben gelandet, wo Malek seit 2019 am IGEL-Programm der PH Weingarten teilnimmt – einem Programm zur Integration im Ausland ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer in die Lehramtsausbildung der PH. Für sein vielseitiges gesellschaftliches Engagement, sein aktives Mitwirken und seine hohe Unterstützungsbereitschaft wurde Arash Malek Ende vergangenen Jahres an der PH mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgezeichnet.
Malek freut sich über die Auszeichnung. „Es ist für mich eine Ehre, anderen helfen zu dürfen und zu können“, sagt er bescheiden – vor allem anderen Familien, die sich mit der deutschen Sprache und der deutschen Bürokratie schwertun. Malek übersetzt für sie, begleitet sie bei Behördengängen oder Arztbesuchen, hilft ihnen bei der Integration. Im Rahmen des IGEL-Programms unterstützt er darüber hinaus als Mentor Mitstudierende bei deren Requalifizierung zur vollqualifizierten Lehrkraft. Das IGEL-Programm wird von der PH über die ihr angegliederte Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung (AWW) ausgebracht und ermöglicht den Quereinstieg in das reguläre Lehramtsstudium und die Begleitung. 17 Jahre lang hat Malek im Iran als Mathematiklehrer gearbeitet, bevor ihn „politische Probleme“ zur Flucht zwangen. Jetzt nutzt er das IGEL-Angebot, um sich in dem Fach Mathematik zu requalifizieren. Als für sein Studium erforderliches Zusatzfach hat er Physik gewählt. Derzeit absolviert er noch bis Ende Januar am Bildungszentrum Markdorf ein Schulpraktikum. Vier Tage pro Woche ist er an der Schule, um als Hospitant an insgesamt 210 Unterrichtsstunden teilzunehmen und mindestens 30 Stunden davon selbst zu halten. Einen Tag pro Woche ist er an der PH.
Anfangs habe er große Angst gehabt, wie Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen in Markdorf auf ihn reagieren würden. „Diese Angst war völlig unbegründet – ich wurde von allen ohne jegliche Vorurteile aufgenommen und sofort voll in den Schulalltag integriert“, freut er sich. Das Bildungszentrum sei sehr gut ausgestattet, das Unterrichten mache ihm Spaß. Im kommenden Sommersemester wird Malek den theoretischen Teil seines Requalifizierung-Studiums beenden und seine Masterarbeit schreiben, bevor er dann als vollqualifizierte Lehrkraft eingesetzt werden kann. Darauf freut er sich: „Ich möchte nicht nur meine Fächer an sich unterrichten, sondern auch Begeisterung für sie wecken.“
Längst hat Arash Malek auch deutsche Freunde gefunden. Deutschland ist für ihn und seine Familie zur neuen Heimat geworden. „Integration bedeutet für mich aber nicht, meine eigene Kultur aufzugeben“, sagt er. Zuhause in seiner Familie werde weiterhin Persisch gesprochen und der Kontakt zu Verwandten und Freunden im Iran bleibe bestehen. „Wir beobachten die Geschehnisse und die Entwicklung im Iran genau. „Es gibt deswegen keinen Tag, an dem ich nicht weine.“
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Text: Barbara Müller