An der PH Weingarten (PH) wurde am 10. Oktober mit dem CoLiLab (Cooperative Liberal Laboratory) ein pädagogischer Makerspace eröffnet. Das CoLiLab ist eine offene Werkstatt, die allen Fächern zur Verfügung steht und eine Vielfalt an Ausstattung, Material und Unterstützung für die Erstellung analoger und digitaler Produkte zur Verfügung stellt. Es dient dazu, Studierende und Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Medien und Technologien fit zu machen.
Einen so herausragenden pädagogischen Makerspace zu haben, sei nicht selbstverständlich, sagte PH-Rektorin Professorin Dr. Karin Schweizer bei der Eröffnung. Die PH übernehme damit in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle, betonte sie und bedankte sich bei allen Projektbeteiligten für das Engagement und die erfolgreiche Umsetzung.
Die CoLiLab-Räume befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss des Naturwissenschaftlichen Zentrums auf dem Martinsberg. In insgesamt fünf Räumen können unterschiedlichste Aufgaben bearbeitet werden. Für die professionelle Video- oder Podcast-Erstellung, den 3D-Scan und 3D-Druck, das Lasercutten, die Programmierung unterschiedlicher Mikrocomputer bis hin zur Erschaffung virtueller Welten in einem eigenen AR- und VR-Bereich steht Studierenden, Lehrenden und interessierten Schulen Ausrüstung für kreative Schaffensprozesse zur Verfügung. Kreativräume mit Bildschirmen zur gemeinsamen Entwicklung von Ideen runden das Angebot des CoLiLabs ab.
Bei Fragen und Beratungswünschen steht ein Expertenteam zur Verfügung, und es gibt wöchentlich offene Beratungstermine zu den unterschiedlichen Möglichkeiten im CoLiLab.
Wie CoLiLab-Projektleiter Professor Dr. Holger Weitzel, berichtete, sei die Idee für das CoLiLab bereits 2019 im Zuge des Forschungsprojekts „TPACK 4.0“ zur Förderung mediendidaktischer Kompetenzen von Lehrkräften entstanden. Grundgedanke sei gewesen, ein offenes Lehr-Lern-Labor mit gemeinschaftlichen Arbeitsräumen für angehende Lehrkräfte in den MINT-Fächern zu schaffen, Die Corona-Pandemie habe den Erfordernissen einer Digitalisierung im Lehr-, Lern- und Schulbetrieb dann ungeahnten Nachdruck verliehen. Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt TeGoDi (Teacher Education goes digital) habe sich die PH-Weingarten daher auf den Weg gemacht, ein Konzept zu entwickeln, wie Lehrkräfte von morgen fit für die Zukunft gemacht werden können. Das CoLiLab wurde im Rahmen von TeGoDi ausgebaut und wird von den Projektbeteiligten betreut.
Angesichts großer gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen brauche es neue pädagogische Konzepte für den Unterricht, sagte Weingartens Bürgermeister Alexander Geiger. Die PH schaffe mit dem CoLiLab eine wichtige Voraussetzung dafür. Die Ausstattung könne mit Kreativräumen in Großstädten mithalten und stärke den Hochschulstandort Weingarten, lobte er und dankte allen Verantwortlichen. „Das macht uns als Stadt stolz.“ Mit dem neuen CoLiLab, das für Innovation, Vision und Fortschritt stehe, Teamgeist und Gemeinschaft stärke, neugierig mache und das Interesse für Medien und Technik fördere, leiste die PH einen wichtigen Beitrag für die Qualität des Unterrichts, zeigte sich auch Peter Noki vom ZSL – Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung begeistert. Die Möglichkeit, in einem geschützten Raum mit einzigartiger Atmosphäre neue Wege zu entdecken, kreativ zu werden, zu experimentieren, Projekte auszutüfteln und gleichzeitig neue Erkenntnisse für die Lehrerbildung zu sammeln, habe grenzenloses Potenzial.
Das Makerspace-Konzept der PH sei großartig, lobte Hochschulrat Dr. Valentin Langen und verwies auf die Veränderung der Wertschöpfungskette durch den Einsatz von digitalen Technologien. Studierende, mit denen er gesprochen habe, seien begeistert von den Möglichkeiten, die ihnen das CoLiLab eröffne. „Damit nimmt die PH eine Vorreiterrolle in der Lehrerbildung ein und stärkt ihre Digitalisierungsoffensive“, so Langen. Die Arbeitswelt werde sich rasant verändern, gab Stefan Kesenheimer, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensförderung und Regionalentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben, zu bedenken. Junge Menschen müssten sich in der Arbeitswelt mit digitalen Umgebungen zurechtfinden und dafür in Schulen und Hochschulen entsprechend vorbereitet werden. Das CoLiLab der PH biete dafür beste Voraussetzungen und Möglichkeiten. Die Verstetigung der Einrichtung sei wünschenswert.
Welche Fülle an Möglichkeiten und Projekten das „Making“, das digitale Selbermachen, Tüfteln und Entdecken, für Lehrkräfte, Schüler und Unterricht eröffnen kann, zeigte Dr. Sandra Schön von der Technischen Universität Graz in ihrer Eröffnungs-Keynote auf. Das Selbermachen, um die Selbstwirksamkeit zu entfalten, sei essenzieller Bestandteil der Maker Education, betonte sie. Durch projekt- und problembasiertes Arbeiten stärke Maker Education wichtige Zukunftskompetenzen wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität oder auch kritisches Denken.
Im Anschluss an die Eröffnungsfeier hatten die Gäste die Möglichkeit, im Rahmen von Workshop-Angeboten das CoLiLab zu besichtigen und zu erkunden.
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Text: Barbara Müller