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Prof. Dr. Stefan König, Jun. Prof. Dr. Sarah Lukas und Nicole Lang
Berufsschüler/innen weisen größtenteils Mängel im Lesen und Schreiben auf, die eine berufliche und gesellschaftliche Integration erschweren. Neben Lernenden deutschsprachiger Herkunft gibt es an den Berufsfachschulen der deutschsprachigen Länder einen relativ hohen Anteil an Schüler/innen mit (linguistischem) Migrationshintergrund. Bis heute existiert keine systematische Erhebung der (schrift-)sprachlichen Schreibkompetenzen von Lernenden in der beruflichen Bildung, die eine differenzierte Förderdiagnostik ermöglicht; eine solche würde erlauben, bedürfnisorientierte Konzepte der Sprach-/Schreibförderung zu entwickeln, die den heterogenen linguistischen Ressourcen der Lernenden entsprechen. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen Lernendentexte aus Berufsfachschulen der D-A-CH-Bodensee-Region zu einem Korpus zusammengestellt werden, die mit korpuslinguistischen Methoden auf Merkmale ihrer sprachlichen und textlichen Gestaltung hin analysiert werden; zugleich wird deren kommunikative Wirkung holistisch von geschulten Ratern beurteilt. Dies ermöglicht zu prüfen, inwieweit die linguistischen Merkmale der Lernendentexte mit der Textwirkung zusammenhängen. Texte mit ähnlichen Merkmalen werden zu Clustern bzw. Profilen der Lernenden zusammengefasst. Mittels Fragebogen werden der sozioökonomische Index (SEI), der Migrationshintergrund, Familiensprache, Ausbildungsberuf u. a. erhoben, um zu prüfen, ob den Clustern bzw. Kompetenzprofilen der Lernenden bestimmte sozioökonomische, sprachbiographische u .a. Variablen oder latente Faktoren entsprechen. Das Projekt ermöglicht erstmals gesicherte Aussagen über die sprachlichen und textbezogenen Schreibkompetenzen von Berufsfachschüler/innen, gemessen an der quantitativen und qualitativen Analyse der Merkmale von Lernendentexten. Die Resultate des Forschungsprojekts erlauben eine gezielte, (binnen-)differenzierte Förderung der Sprach-/Schreibkompetenz der Lernenden, die sich an deren konkreten Förderbedürfnissen orientiert. Das Projekt trägt so zur Weiterentwicklung der Berufsbildungsforschung und der Berufsbildung in der trinationalen Bodenseeregion bei. Es gibt neue Impulse für eine Curriculum-Entwicklung, ebenso für die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen. Eine solchermaßen gezielte Förderung der Sprach-/Schreibkompetenz ermöglicht den Betroffenen die Teilhabe an grundständiger Bildung, ebenso an Programmen des lebenslangen Lernens und erhöht damit die Chancengerechtigkeit durch berufliche bzw. gesellschaftliche Inklusion.