Was ist Making?
Making ist ein kreativer und innovativer Prozess, der sich auf die Entwicklung und Umsetzung von Projekten durch die Verwendung von verschiedenen Materialien und Technologien konzentriert. Der Begriff "Making" kommt aus dem Englischen und bedeutet "machen" oder "selbermachen". Dieser Prozess kombiniert traditionelle Handwerkskunst mit (digitalen) Werkzeugen und Technologien. Dabei können die Making-Aktivitäten sowohl analog als auch digital sein und umfassen Tätigkeiten wie beispielsweise das Löten, Nähen, 3D-Drucken oder das Programmieren von Mikrocontrollern.
In den letzten Jahren ist eine Makerbewegung entstanden, welche zunehmend im Bildungskontext an Bedeutung gewonnen hat. Die Makerbewegung lässt sich bis in die frühen 2000er Jahre zurückverfolgen, als ein wachsendes Interesse an DIY (Do It Yourself) und handwerklichen Projekten in der Gesellschaft entstand. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Bewegung und integrierte sich auch vermehrt in Bildungseinrichtungen. Der Erfolg dieser Bewegung hängt mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Verwirklichungsformen zusammen, von einem Bastelprojekt aus Papier und Karton bis hin zu programmierten Robotern ist alles möglich. Zudem ermöglicht der Einsatz von Making-Projekten im Bildungskontext Schülerinnen und Schülern, durch das selbstständige Bauen praktische Fähigkeiten zu entwickeln und interdisziplinäres Denken zu stärken. Durch die Making-Aktivitäten wird kreatives und praktisches Lernen gefördert. Des Weiteren verbinden Maker-Projekte verschiedene Fächer, fördern Teamarbeit sowie soziale Fähigkeiten und bieten Zugang zu modernen Technologien. Schülerinnen und Schüler werden zum selbstbestimmten Lernen ermutigt, was ihre Motivation und ihr Engagement erhöht.
Bei der Gestaltung einer Making-Lernumgebung kann das Konzept “Low Floor und High Ceiling” verwirklicht werden. Dieses Konzept ermöglicht es, dass Making-Projekte und Aktivitäten für alle Teilnehmenden zugänglich sind, unabhängig von ihrem Kenntnisstand oder ihren Erfahrungen. Der "niedrige Einstieg" (Low Floor) bedeutet, dass selbst Anfängerinnen und Anfänger ohne spezielle Vorkenntnisse leicht beginnen und erste Erfolge erzielen können. Gleichzeitig bietet die "hohe Decke" (High Ceiling) fortgeschrittenen Makern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich an komplexeren Herausforderungen zu versuchen. In der Praxis führt dies zu einer vielfältigen Lernlandschaft, in der jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer auf ihrem oder seinem eigenen Niveau arbeiten und sich weiterentwickeln kann. Anfängerinnen und Anfänger werden nicht überfordert, sondern können schrittweise ihre Fähigkeiten aufbauen, während erfahrene Maker genügend Raum für Kreativität und Innovation finden. Dieser Ansatz fördert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Lernenden unterschiedlicher Niveaus.
Somit können Making-Projekte im Bildungskontext als ein pädagogisches Werkzeug dienen, um Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten und ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Bereichen zu stärken. Häufig wird Making mit dem Fach Informatik kombiniert, da die vielseitig einsetzbare und benutzerfreundliche Plattform Arduino ein sehr beliebtes Einsatz-Tool ist. Arduino ermöglicht einen leichten Einstieg in die Programmierung und Elektronik. Projekte reichen von einfachen LED-Schaltungen bis zu komplexen Automatisierungen, wodurch es sich hervorragend für Informatik-Projekte eignet. Jedoch können Making-Projekte in den unterschiedlichsten Unterrichtsfächern wie Mathematik, Biologie, Chemie, aber auch in Kunst oder Politik umgesetzt werden. Insgesamt kann durch das aktive Entwickeln, Gestalten und Ausprobieren sowie die Zusammenarbeit sowohl in als auch unter Projektteams zum einen projektorientiertes und lösungsorientiertes Lernen und zum anderen die 4K (Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken) gefördert werden.
Making findet oft in pädagogischen Makerspaces statt, die als offene Lehr- und Lernräume dienen. Diese Orte bieten Zugang zu Werkzeugen, Materialien und Wissen und ermöglichen es den Lernenden, die Making-Projekte umzusetzen und voneinander zu lernen.

Making an der PH Weingarten
Im pädagogischen Makerspace, dem CoLiLab (Cooperative Liberal Laboratory) der PH Weingarten stehen eine Vielfalt an Ausstattung, Material und Unterstützung für die Erstellung analoger und digitaler Making-Produkte zur Verfügung und dient dazu, Studierende und Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Medien und Technologien fit zu machen.
Im ColiLab können Studierende, Lehrende und interessierte Schulklassen eine Vielzahl von Maker-Aktivitäten ausüben, darunter etwa die professionelle Video- und Podcast-Erstellung, den 3D-Scan und 3D-Druck, das Lasercutten, die Programmierung von Mikrocomputern sowie die Erschaffung virtueller Welten in einem eigenen AR- und VR-Bereich. Ein Expertenteam steht für Fragen und Beratung zur Verfügung, und es gibt wöchentlich offene Beratungstermine, um die verschiedenen Möglichkeiten im CoLiLab zu erkunden. Diese umfassende Ausstattung ermöglicht es, die kreativen Schaffensprozesse zu fördern und innovative Making-Projekte zu realisieren.
Making im Sinne des projektorientierten Lernens wird bereits in verschiedenen Studienfächern an der PH Weingarten eingesetzt und ist seit dem Wintersemester sogar im Lehrplan für die Studiengänge Grundschullehramt und Lehramt Sekundarstufe I verankert. Dadurch sammeln angehende Lehrkräfte selbst Erfahrungen bei der Umsetzung eines Making-Projekts, lernen Werkzeuge und Technologien im CoLiLab kennen und erwerben (digitale) Kompetenzen, um später mit ihren Schülerinnen und Schülern ähnliche Projekte umzusetzen.
Auch verschiedene Forschungsprojekte der PH Weingarten wie das in der letzten Ausgabe vorgestellte Erasmus+ Forward-Looking Projekt „Critical Making“, welches aktuell an der PH Weingarten läuft, verfolgen das Ziel (angehende) Lehrkräfte für Making-Aktivitäten zu stärken. Im Projekt „Critical Making” werden Fortbildungskonzepte für Lehramtsstudierende und Lehrkräfte zur Förderung digitaler Kompetenzen und kritischen Denkens entwickelt, durchgeführt und evaluiert. In diesen Fortbildungen setzen die (angehenden) Lehrkräfte Making-Projekte um, nutzen dabei die Potentiale von Makerspaces und erwerben die notwendigen Kompetenzen und methodischen Fähigkeiten, um Desinformation zu bekämpfen und ihren Schülerinnen und Schüler diese Kompetenzen und Fähigkeiten weiter zu vermitteln.

Forschungsprojekte an der PH Weingarten mit dem Forschungsschwerpunkt Making
Die PH Weingarten hat eine ganze Anzahl an Forschungsprojekten, in denen zum Thema Making geforscht wird, wodurch sich ein eigener Forschungsschwerpunkt entwickelt hat. Im folgenden werden drei weitere Forschungsprojekte vorgestellt:
MakEUs
Das Erasmus+ Projekt zielt darauf ab, ein Unterrichtskonzept und zugehörige Lehrkräftefortbildungen zu entwickeln und zu implementieren, die Lernende mit konkreten Nachhaltigkeitsthemen vertraut machen, die durch den Europäischen Green Deal adressiert werden. Zugleich werden mobile Makerspaces als Orte für die Entwicklung konkreter lokaler Lösungsansätze in das Unterrichtskonzept integriert.
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EMIC STEAM
Das Erasmus+ Projekt „Ecological Making in Intercultural Cooperation through STEAM“ (EMIC STEAM) setzt sich dafür ein, Schülerinnen und Schüler in Europa dabei zu unterstützen, aktiv zu einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft beizutragen. In Zusammenarbeit mit europäischen Universitäten und Schulen entwickelt das Projektteam interdisziplinäre, mobile Makerboxen, die Maker Education in den Unterricht integrieren. Diese Boxen sensibilisieren für soziale und ökologische Themen und fördern durch internationalen Austausch sowohl globale Perspektiven als auch Englischkenntnisse.
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Teacher Academy
In dem Erasmus+ Projekt ‘Teacher Academy for Maker Education’ steht die Förderung von Lehrkompetenzen, die für die sinnvolle Einbindung von Making-Aktivitäten in den Unterricht notwendig sind, im Fokus. Hierfür sollen in Zusammenarbeit mit regionalen Schulen und weiteren Bildungsakteuren über sämtliche Phasen der Lehrerbildung hinweg Making-Lernmodule entwickelt, angewendet und kontinuierlich wissenschaftlich evaluiert werden.
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Autor:innen: Sara Durski, Prof. Dr. Wolfgang Müller, Alexander Aumann, Moritz Wagner