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Pressemitteilungen
11.04.2025

Boys‘ Day auf dem Martinsberg

An der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) lernten Schüler die bislang von Frauen dominierten Berufe Grundschullehrer und Kindheitspädagoge kennen.

Weingarten – Es ist kurz vor halb neun Uhr morgens. In der Aula der Pädagogischen Hochschule ist es noch ruhig, nur auf der großen Leinwandpräsentation prangt der Hinweis „Happy Boys‘ Day – wir machen mit!“. Die Hochschule auf dem Martinsberg hat zum diesjährigen Jungen-Zukunftstag eingeladen, um Schülern aus der Region die Berufe Grundschullehrer und Kindheitspädagoge vorzustellen, in denen noch viel zu wenige Männer arbeiten. 
Die ersten fünf Schüler trudeln ein und blicken sich vorsichtig in der großen Aula um. „Wir haben bislang von der PH noch nichts gehört und sind gespannt, was hier passiert“, gestehen sie fast flüsternd und staunen über den riesigen Raum mit Bühne.“ „Ich war vor drei Jahren schon mal hier bei der Kinderuni, aber die fand in einem anderen Raum statt“, berichtet ein anderer. Dann ertönt fröhliches Stimmengewirr: Weitere Schüler – eine ganze Klasse aus dem Welfen-Gymnasium Ravensburg – treffen ein. Wenig später kommen noch zwei Nachzügler dazu. 
„Schön, dass ihr heute hier seid, um unsere Hochschule und Studierende kennenzulernen“, begrüßt Dr. Ingo Kreyer, Referent im Prorektorat für Lehre und Studium, die rund 35 Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren. Von ihm erfahren die „Boys“, dass es die Lehrerausbildungseinrichtung auf dem Martinsberg seit 1962 gibt, dass die PH aktuell circa 3.000 Studierende zählt und zehn Bachelor- sowie elf Masterstudiengänge im Bereich Bildungswissenschaften anbietet. Auch die mehr als 30 Erasmus-Partneruniversitäten der PH, an denen Studierende ein attraktives Auslandsstudium absolvieren können, sowie das bunte und vielfältige studentische Leben in der Hochschulstadt Weingarten vergisst er nicht zu erwähnen. Beim Boys‘ Day, so Kreyer weiter, hätten die Schüler nun die Gelegenheit, sich über zwei Berufe und Studienmöglichkeiten zu informieren, in denen Männer nach wie vor unterrepräsentiert sind: das Lehramt an Grundschulen und die Elementarbildung (Kindheitspädagogik).     
Den Anfang machen die beiden angehenden Grundschullehrer Sebastian Britz und Sinan Cakir. Nur 15 bis 20 Prozent beträgt der Männeranteil in diesem Lehramtsstudienbereich. In ihrer Vorstellung wird aber schnell klar, dass sich beide sofort wieder für ein Grundschul-Lehramtsstudium entscheiden würden. Sie würden zwar hin und wieder mit der Frage „Warum werdet ihr denn Grundschullehrer, das ist doch eher was für Frauen“ konfrontiert, berichten sie. Viele fänden dieses Berufsziel aber auch sehr gut und richtig. Gerade die Grundschuljahre seien für Kinder sehr prägend und die Arbeit mit ihnen mache einfach Spaß. „Es ist bereichernd, die kleinen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Und es ist wichtig, dass dabei auch Männer mitwirken“, sind die beiden sich einig. Seitens ihrer weiblichen Studienkolleginnen gebe es keine Vorbehalte, die Studieninhalte seien interessant und vielfältig, die Lerngemeinschaften hilfreich und produktiv. „Langweilig wird es euch als Grundschullehrer sicher niemals sein“, so ihr Appell an die Jungs. Und tatsächlich gehen bei der Frage, wer sich einen Beruf als Grundschullehrer vorstellen könnte, einige Finger in die Höhe.
Auch im PH-Bachelorstudiengang Elementarbildung sind nur wenige männliche Studierende vertreten. Einer von ihnen ist der angehende Kindheitspädagoge Jonathan Borchert, der im sechsten Semester studiert. Das Studium an der PH sei sehr reizvoll und vielseitig, biete ein breites Lernspektrum und vermittle psychologische und pädagogische Grundlagen der Bildung, Betreuung und Erziehung. „Auch naturwissenschaftliche Fächer oder Sprachförderung gehören dazu“, so Jonathan. Er werde ebenfalls häufig gefragt, warum er als Mann Kindheitspädagoge werden wolle, berichtet er. Seine Entscheidung erfahre aber auch viel Anerkennung und Respekt. Die Begeisterung für seinen künftigen Beruf mit vielfältigen Einsatzmöglichketen ist ihm deutlich anzumerken.


Zeit für Workshops

Dann wird es unruhiger: Die Einteilung für vier unterschiedliche Workshops in zwei Durchgängen beginnt. Die Schüler haben die Möglichkeit, in die vorgestellten Studiengänge hineinzuschnuppern, mit Studierenden zu sprechen und moderne Unterrichtsmethoden zu erleben. Für eine Gruppe geht es ins Virtual-Reality-(VR-)Labor der PH. Dort dürfen sie in eine virtuelle Welt eintauchen, unter Anleitung auf bestimmte Aktionen reagieren und Aufgaben erledigen. „Das ist ja viel spannender als Spielkonsole oder Smartphone“, staunt ein Schüler. „Ich hätte nie gedacht, dass auch so was zu einem Studium hier gehört.“ Gleich im Raum nebenan sind die Schüler im zweiten Workshop mit Tablets zugange. Sie erfahren, welche Möglichkeiten das CoLiLab als Makerspace der PH bietet, beispielsweise in Sachen Bild-, Grafik- und Videogestaltung oder 3D-Druck, und sind von der technischen Ausstattung begeistert. Die Jungs sind so vertieft in die Gestaltung ihres eigenen Schlüsselanhängers, dass sie sogar einen Teil der angesetzten Pause „opfern“.
Kreativ geht es in dem dritten Workshop, STEAM, zu. Bei der STEAM Bildung (Science, Technology, Engineering, Arts, Mathematics) gehe es darum, naturwissenschaftliche mit künstlerischen Bereichen zu verbinden, erklärt Workshop-Leiter Markus Walker. Die Schüler lernen in der ersten der beiden Sessions, die den Titel „Pendelschwung & Farbenzauber“ trägt, ob Physik Kunst schaffen kann. In drei Stationen wird dabei das Malen von Mustern mit Pendeln erst in klein skizziert und dann mit einem von der Decke hängenden Farbeimer ausprobiert. Die Ergebnisse dürfen noch künstlerisch verändert werden – doch als Handicap werden dabei Farbfilterbrillen getragen! Die zweite STEAM-Session widmet sich Klängen als „Sound in Action – mehr als Hören“. Die Jungs können hier mit verschiedenen alltäglichen und technischen Tools Klänge, Lautstärken, Resonanzen und Frequenzen visualisieren und genauer untersuchen. Dabei kommen auch Knochenleitungs-Lautsprecher und ein Vibrationsgenerator zum Einsatz.  
Begeistert nehmen Sie das Angebot an, verschiedene Aktivitäten zu testen, die alle aus dem EU-Projekt „SENSE.“ (www.sense-steam.eu) stammen, in welchem der Fachbereich Physik der PH mitarbeitet.

Dass Feuer im Unterricht einer vierten Grundschulklasse ein typisches Thema ist, das interessant präsentiert werden kann, erfahren die Schüler im vierten Workshop, der im Grundschulzentrum der PH stattfindet. Verschiedene Experimente inklusive Feuermachen in einer Feuerschale im Freien ziehen die Schüler in den Bann. „Denkt immer daran, ihr seid als Lehrer verantwortlich für alles, was geschieht, die Kinder haben noch nicht das erforderliche Verständnis“, mahnen die Lehramtsstudierenden Julia und Anna. „Und wie löscht ihr jetzt das Feuer, bevor ihr geht?“, fragen sie. „Wie ihr gesagt habt, die Flammen am besten ersticken“, sagt ein Schüler lachend und bedeckt die Feuerschale mit einem sicheren Deckel.
Nicht nur die Schüler sind vom Programm, den Informationen und den Kontakten, die sie am Boys‘ Day an der PH erhalten haben, begeistert. Auch David Volz, Deutsch- und Sportlehrer am Welfen-Gymnasium und zuständig für den Bereich Berufsorientierung, findet die Boys‘ Days sehr gut. „Die Jungs haben an der PH wertvolle und hautnahe Einblicke erhalten. Sie werden auf diesem Weg auch in den kommenden Jahren noch Berufe kennenlernen, die bislang kein Thema für sie waren – und können dann ihre richtige Wahl treffen“, so Volz.   

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Text und Fotos: Barbara Müller

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